Eine Geschichte von Vernichtung und Überleben
Galizien ist eine Kulturlandschaft im Osten Mitteleuropas, die heute zwischen Polen und der Ukraine geteilt ist. Juden bildeten seit dem Mittelalter einen wichtigen Teil der multi-ethnischen Gesellschaft. Die Orte Drohobycz und Boryslaw waren das Zentrum des galizischen Ölreviers und damit für die deutschen Besatzer im 2. Weltkrieg kriegswichtig. Die jüdische Bevölkerung wurde in Ghettos zusammengepfercht, zur Zwangsarbeit herangezogen und schließlich vernichtet.
Die Ausstellung zeichnet den Holocaust im galizischen Erdölrevier nach. Sie erzählt die Geschichte von Entrechtung, Unterdrückung, Zwangsarbeit, Hunger, von Ghettoisierung und Massenerschießungen, von den Transporten ohne Wiederkehr in das Vernichtungslager Belzec.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Opfern, den Tätern, den Tatbeteiligten, den Überlebenden und ihren Rettern. Sie folgt dem Schicksal der Familie des Holocaust-Überlebenden Prof. Dr. Józef Lipman. Sie würdigt die Taten und den Mut der Retter, besonders den von Eberhard Helmrich in Drohobycz und Donata Helmrich in Berlin.
War es unter der totalitären Diktatur des NS-Regimes möglich, den zur Vernichtung vorgesehenen Juden das Überleben zu ermöglichen? Das Berliner Ehepaar Eberhard und Donata Helmrich fand seine eigene Antwort: Es entschied sich, trotz Gefahr für das eigene Leben und für die Familie verfolgte Juden zu retten. Eberhard Helmrich wurde 1941 als Gebietslandwirt nach Drohobycz in Ostgalizien abgeordnet. Dort richtete er eine Gartenfarm zur Versorgung von Polizei und Wehrmacht mit frischem Obst und Gemüse ein – eine Farm, die bis zu ihrer Liquidierung in Spitzenzeiten mehr als 200 Jüdinnen und Juden das Überleben sicherte. Er versorgte das Jüdische Krankenhaus
mit Lebensmitteln, versteckte Juden in seiner eigenen Wohnung und leistete Fluchthilfe. Junge Jüdinnen schickte er mit gefälschten Papieren als Ukrainerinnen nach Berlin, wo Donata Helmrich sie als Haushaltshilfen unterbrachte: unerkannt konnten alle diese jungen Frauen überleben.
Eberhard und Donata Helmrich bewiesen »aktiven Anstand« – für ihren Rettungswiderstand wurden sie von
Yad Vashem als »Gerechte unter den Völkern« geehrt.
Erarbeitung der Ausstellung
Diese mobile Ausstellung über den Holocaust im galizischen Erdölrevier wurde initiiert von einer Arbeitsgruppe der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die aus der Arbeit auf jüdischen Friedhöfen in Polen und der Ukraine hervorging.
Sie wurde realisiert in einem multinationalen Projekt, das getragen wird von ASF, der israelischen Organisation DBO und der polnischen Stiftung FBK. Die Ausstellungsbanner sind in zwei Sprachen gehalten: der jeweiligen Landessprache und in Englisch. Sie wurde seit Mai 2015 in 20 Orten in der Ukraine, Polen, Israel und Deutschland gezeigt.
Für das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt wurde die Ausstellung überarbeitet und die Rettungsaktivitäten von Eberhard und Donata Helmrich beschrieben.
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.orte-der-erinnerung.de/institutionen/einrichtungen
Bild: Donata und Eberhard Helmrich